Klinikum Westfalen GmbH. Leitung Case-, Entlassmanagement und Sozialdienst.

Bild: http://www.klinikum-westfalen.de

Auszug, das vollständige Interview finden Sie im Buch:

CP: Lassen Sie uns mal einen exemplarischen Fall machen:  Sie haben den Auftrag, mehrere Betten in der Klinik vier, der Geriatrie, über das Potenzial der anderen drei Kliniken zu füllen. Zeigen Sie das mal bitte an Hand eines konkreten Beispiels auf, wie das geht.

BS: Wir haben einen Patienten, der mit einer Schenkelhalsfraktur ins Krankenhaus kommt. Er muss operiert werden. Dabei reden wir von einem Aufenthalt von zehn bis zwölf Tagen in der mittleren Verweildauer.  Die mittlere Verweildauer muss man schon bei einer solchen Fraktur aufgrund von Physiotherapie etc. ansetzen. Jetzt ist es aber so, dass der Patient noch nicht voll belasten darf. Somit ist er für eine Reha noch nicht geeignet. Was bieten wir ihm also an? Im Krankenhaus kann er nicht bleiben, dafür ist er nicht mehr krank genug. Nach Hause entlassen geht auch nicht, dafür ist er zu pflegebedürftig.

Natürlich kann man einen ambulanten Pflegedienst zu Hause einsetzen. Aber was fehlt da?

CP: Physiotherapie.

BS: Richtig, es bleibt die Frage wie der Patient zur Physiotherapie kommt, wenn er nicht mobil ist. Das ist zumindest schwierig. Die ganze Organisation nach einer solchen Operation kann man den älteren Menschen nicht einfach komplett alleine überlassen.

Da braucht es wirklich Menschen, die sich kümmern, die auch mal da sind.

Verlege ich den Patienten auf unsere geriatrische Abteilung, kommt der Physiotherapeut direkt zu ihm ans Bett. Man bietet dem Patienten, der meist jenseits der 65 ist, nochmal im Schnitt 14 Tage Rehabilitation an.

Da ist er dann noch einmal zwei Wochen gut aufgehoben, betreut und gepflegt. Vor allem aber erfährt er auch eine bedarfsgerechte, professionelle Therapie

CP: Hat das auch Auswirkungen auf die Dauer der dann noch folgenden Reha, außerhalb des Krankenhauses?

BS: Er muss ziemlich sicher nicht mehr so lange in die Reha, vier Wochen können so auf ein bis zwei Wochen verkürzt werden, und der Patient ist trotzdem wieder vollständig hergestellt und belastbar.

CP: Sie müssen ihn aber auch in der Folge aus der Geriatrie entlassen, dann sind Sie ja als Case-Management wieder gefragt.

BS: Völlig klar Herr Pyrlik.

CP: Jetzt will dieser Patient nach erfolgreicher Früh-Reha bei Ihnen in der Geriatrie nicht nach Hause, weil ihn da keiner versorgen kann. Er möchte ins Heim. Was machen Sie in einem solchen Fall?

BS: Normale Case-Management Arbeit, die Finanzierung muss überprüft werden, es wird geschaut welchen Pflegegrad der Patient hat und vor allem, welche Plätze in Heimen überhaupt verfügbar sind. Das große Problem.

CP: Welchen Anbieter bringen Sie dann ins Spiel? Sie dürfen ja nicht exklusiv nur ein Heim empfehlen, sondern müssen dem Patienten die freie Wahl lassen.

BS: Genau, er hat eine freie Wahl, das ist wie bei einer freien Arztwahl. Aber wir machen uns nichts vor, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Wir lassen uns von den Anbietern freie Verfügbarkeiten anzeigen, und wer da zuerst einen Platz für unseren Patienten hat, erhält den Zuschlag. Es gibt keine Plätze oder kaum Plätze, sodass wir erhebliche Wartezeiten haben.

CP: Jetzt will der gleiche Patient nicht ins Heim, sondern zu Hause versorgt werden: Was bieten Sie im ambulanten Bereich an?

BS: Wir schauen im Team, bestehend aus behandelndem Arzt, Pflegern, Therapeuten etc., was für den Patienten am besten ist, und zeigen ihm die Möglichkeiten bzw. die Anbieter. Wir empfehlen aber nicht exklusiv, der Patient hat die Wahl. Wir versuchen ja, so objektiv wie nur möglich zu arbeiten.

CP: Gilt auch für Sie, in Ihrem Handeln der Grundsatz ambulant vor stationär?

BS: Der gilt auch für uns, ja. Wie gesagt, im therapeutischen Team wird mit dem Case Management jeder Fall, jeder Patient besprochen. Natürlich ist es viel einfacher, jemanden mit einer ambulanten Betreuung nach Hause zu schicken, als einen Heimplatz zu bekommen. Das muss man ganz klar sagen. Es gibt ja nicht genügend Heim- oder stationäre Plätze. Aber das Ganze läuft definitiv ambulant, vor stationär ab.

Weiter im Buch …

Das Klinikum Westfalen gehört mit 2.400 Beschäftigten und jährlich mehr als 152.000 Patienten zu den großen Gesundheitspartnern in Deutschland. Ein Name, vier gute Häuser in der Region Dortmund. www.klinikum-westfalen.de